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Sonntag, 28. August 2011

12208 Km – Leh/IND

Das waren ganz feine 450 Km von Srinagar nach Leh. Wieder wunderschöne Berge und Aussichten. Die Strecke ist an einem Tag nicht zu schaffen, deshalb habe ich einmal in Kargil übernachtet. Ich habe übrigens Kaschmir verlassen und befinde mich jetzt in Ladakh.

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Auf der Fahrt nach Kargil hatte ich Warnungen von anderen Reisenden erhalten, dass in Kargil Unruhen sind. Kein Wunder, es war ja auch Freitag und im Moment ist auch noch Ramadan. Aber in Kargil angekommen war alles schon vorbei, als wenn nichts gewesen wäre.

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Die Straßen hier sind eigentlich ganz gut zu fahren. Aber trotzdem muss man höllisch aufpassen. Nur die ganzen Erdrutsche nerven ein wenig. Sie sind zwar immer schnell behoben, weil irgendwo immer ein Bagger oder Planierraupe in der Nähe ist, aber man muss doch bis zu einer Stunde warten.

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im Vordergrund hat sich der Fluss schon die halbe Straße geholt








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 tolle Fernsicht. Leh noch 20 Km entfernt ist schon sichtbar

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auf dem Weg zum Erdrutsch
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In Leh bleibe ich zwei Tage. Einen Tag brauche ich zum Ausspannen und Vorbereiten/Wartung des Motorrades für den großen Pass.

Achtung jetzt kommt ein wenig Physik. Der Luftdruck halbiert sich bei einer Höhe von ca. 5500 m und damit halbiert sich auch der Sauerstoff. Um das Benzin-Luft-Gemisch optimal einzustellen, muss weniger Benzin und/oder mehr Luft in den Vergaser. Dies mache ich manuell mit einer kleineren Benzindüse und den Luftfilter öffne ich ein wenig. Moderne Motoren regeln das Gemisch übrigens automatisch.

Ich habe da schon Übung drin, da ich dies auf der Reise schon öfters gemacht habe. Nicht nur der Motor hat Probleme mit der Höhe, sondern auch ich. Leh liegt auf 3200 m Höhe und jedes Treppensteigen oder schnell mal zum Internetshop gehen, führt zu leichter Atemnot.

Den heutigen Tag habe ich genutzt, um ein wenig Kultur zu machen und mir die Stadt anzuschauen. Vom nicht geplanten Hotelwechsel in Leh, meiner Vorderradbremse und Unstimmigkeiten mit meinem Spediteur in Delhi, berichte ich mal lieber nicht.

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Leh

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Königspalast. Steht aber seit 150 Jahren leer.

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Om mani Padme Hum

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Schmuck, bis zum abwinken

Dafür gibt es in Leh ausgezeichnete “German Bakerys”. Zum Frühstück lecker Schwarzbrot, zum Kaffee lecker Kuchen, was will man mehr.

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Der Taglang-La Pass (5328 m) ist im Moment offen. Ich werde ein wachsames Auge auf das Wetter haben müssen. Letzte Woche war der Pass für 4 Tage wegen Schneefalls gesperrt.

Übernachten werde ich auf dem Weg nach Manali irgendwo unterwegs jenseits der 4000 m in den Bergen. Es ist nach Manali an einem Tag nicht zu schaffen. Denn es gibt nicht nur den Taglang-La Pass auf dem Weg nach Manali, sondern noch drei weitere Pässe über 5000 m.

Es bleibt weiterhin spannend für mich. Das Beste an Natur kommt noch auf mich zu. Aber wenn ich auf meine Straßenkarte schaue, habe ich schon ordentlich Respekt vor den nächsten zwei Tagen.

STEPHAN
Leh/Indien

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Donnerstag, 25. August 2011

11781 Km – Srinagar/IND

Srinagar ist die größte Stadt in Kaschmir. Das merkt man an dem massiven Militäraufgebot hier. An jeder Ecke gibt es Militärcamps, das Militär gehört zum Straßenbild. Es ist aber nicht so aufdringlich, es hält sich angenehm zurück. Die Soldaten lächeln und winken einem zu. Dies war in China ganz anders.

Moslemische Separatisten wollen den Anschluss Kaschmirs an Pakistan. Dies führte 1989 zu einem Krieg gegen die indische Armee. Der Konflikt ist noch immer nicht ganz ausgestanden. Aber Srinagar gilt für Touristen als sicher. Nur meine Frage, ob ich hier pakistanisches Geld tauschen kann, kam beim Geldwechsler nicht so gut an.

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Demo, Gefangene sollen freigelassen werden.
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Es verlief alles friedlich
 
Ich bin jetzt in zwei Tagen von Amritsar nach Srinagar gefahren. Übernachtet habe ich einmal in Jammu. In Jammu traf ich Harry, mit dem ich den Abend verbrachte. Harry umrundet, mit seinem Diesel-Motorrad, einmal die Welt. Ein sehr interessantes Projekt.

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Der Kellner bekam es einfach nicht hin, ein gutes Bild zu machen.

Hier im Gebiet herrscht im Moment der Monsun. Es regnet den ganzen Tag. Während der zwei Tage fahrt im Regen, hatte ich Probleme trocken zu bleiben. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass die erste Bergkette den Monsun ein bisschen aufhält, aber dies war nicht so.

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Das alte Problem: heller Himmel, dunkle Landschaft

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Der zweite Tag der Fahrt war eigentlich ganz schön. Es ging über eine weitere Bergkette. Viel gesehen habe ich aber nicht. Die Wolken waren zu tief und die meiste Zeit verbrachte ich in den Wolken. Aufgehalten wurde ich von zwei kleinen Erdrutschen. Den ersten größeren Erdrutsch durfte ich, als das Geröll beseitigt war, als einer der Ersten passieren.

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In Srinagar angekommen, erwartete mich eine schlechte Nachricht. Im Moment ist die Weiterfahrt nach Leh nicht möglich. Der Dauerregen hat Teile der Straße zerstört. Sie wird aber wieder repariert und soll in den nächsten Tagen wieder freigegeben werden.

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Srinagar (1600 m), hat sogar einen Hafen.

Da es sich alles um strategische Straßen handelt, werden sie vom Militär geräumt und die kommen dann mit dem richtig großen Gerät. Der Vorteil ist auch, dass die militärischen und strategischen Straßen in einem guten Zustand sind, dafür ist der Verkehr aber mörderisch. Gestern allein habe ich drei Unfälle gesehen. Aber alles Blechschäden.

Ich hoffe nun, dass es aufhört, zu regnen und keine weiteren Erdrutsche passieren. Im Moment sieht es nicht so schlecht aus, es hat aufgehört zu regnen. Da ich nicht weiß, was mich morgen erwartet, muss ich sehr früh aufbrechen.

STEPHAN
Srinagar/Indien

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Montag, 22. August 2011

11278 Km – Amritsar/IND

Ich bin in Indien. Von Rawalpindi bin ich in einem Rutsch nach Amritsar gefahren. Es waren entspannte 330 Km. Alles auf Autobahn ähnlichen Straßen. Ich habe Lahore ausgelassen, weil ich einen Tag gewinnen wollte. Näheres warum, weiter unten.

Erst hab ich da noch eine Grenzgeschichte. Der pakistanische Zoll wollte mein Zolldokument für das Motorrad nicht abstempeln, weil die schnarch Nasen in Sost, bei der Einreise irgendeine Nummer nicht eingetragen haben.

Der Zoll wollte dann in Sost anrufen. Ihr erinnert euch, das war der Grenzort ohne Strom. Irgendwie haben die freundlichen Zollbeamten, dann doch die Nummer aus Sost bekommen. Hat zwar etwas gedauert, aber es funktionierte. Das zeigt mal wieder, dass man keine Angst vor Grenzen haben sollte. Nur etwas Zeit sollte man mitbringen.

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Vorderrad Indien, Hinterrad Pakistan. Und alles gut überwacht.

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wo ist das Publikum?

Amritsar ist die Stadt mit dem Goldenen Tempel der Sikhs. Das sind die, mit den Turbanen und den tollen Bärten. Ich bin schon das dritte Mal hier und bin immer wieder beeindruckt von der Stimmung im Tempel. Der Goldene Tempel steht mitten in einem künstlichen See, umgeben von einem Marmorkomplex.

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Es gibt eben Orte, die mich magisch anziehen. Hier wird der Glaube gelebt, sozusagen zum Anfassen. Es ist sehr interessant den Menschen dabei zu zusehen, wie sie ihre rituellen Waschungen und Gebete vornehmen. Auch kann man hier, als Gläubiger, umsonst im tempeleigenen Hotel übernachten und umsonst essen. Und das zu Hunderten.

Ich habe mich entschlossen das Motorrad doch wieder mit nach Hause zu nehmen. Tja, ich könnte es mir jetzt einfach machen. Es sind noch 470 Km bis Delhi. Den Spediteur in Delhi habe ich schon kontaktiert.

Aber wenn ich auf die Straßenkarte schaue, sehe ich immer nur ein Wort: Taglang La. Der Taglang La ist der zweithöchste zu befahrende Pass (5328 m) der Welt. Er liegt auf dem Manali-Leh-Highway und gilt, natürlich neben dem Pamir- und Karakorum-Highway, als schönster, aber leider auch gefährlichster der Welt.

Nach intensiver Recherchen, müsste ich das alles in 10 Tagen schaffen.

Dies wird eine echte Herausforderung, nicht nur für mich, sondern auch für das Motorrad. Ich muss jetzt wieder weit in den Norden fahren. Wird auch Zeit die Ebene zu verlassen, denn hier in Amritsar ist es unerträglich heiß.

STEPHAN
Amritsar/Indien

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Willkommen in Indien

Samstag, 20. August 2011

10941 Km - Rawalpindi/PAK

In den Bergen war es etwas schwierig mit der Stromversorgung. Computer gibt es dort nicht, sie mit Generatoren zu betreiben, ist zu teuer und bei den ganzen Stromausfällen gehen die Computer sowieso irgendwann kaputt.

Also melde ich mich jetzt erst aus Rawalpindi wieder.

Kleiner Rückblick der letzten Tage:

Es hatte sich gelohnt einen Tag in Gilgit zu bleiben. Medina, der Besitzer des Guesthouses und bekennender Moslem, gab uns Gästen abends bei Kerzenschein (der Strom war mal wieder ausgefallen), einen guten Einblick über Pakistan, dem Islam und dessen Probleme. Das Hauptproblem in diesem Land, meinte er, ist die allgegenwärtige Korruption und die zerstrittene Politik . Es war eine ganz tolle Stimmung. Jeder hatte Fragen, die Medina sehr gut beantworteten konnte. Vielleicht sehe ich jetzt vieles mit ganz anderen Augen.

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Medina bringt mir Kaffee

Die Probleme am Motorrad sind gelöst. Ich hatte immer mal wieder Zündaussetzer. Ein Kabel war durchgescheuert. Und wieder einmal gab es den zuständigen Fachmann, gleich um die Ecke des Hotels.

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Ich habe mich entschieden nicht in das Seitental zu fahren. Ich hätte 7 Stunden auf sehr schlechten Straßen verbringen müssen, um dann am nächsten Tag alles wieder zurückzufahren.

Außerdem fühlte ich mich nicht gut. Ich hatte Magenkrämpfe. Da kam mir eine leichte Etappe, von 120 Km nach Chillas bei 4 Stunden Fahrzeit, ganz gut entgegen. Ich bin auf dem Karakorum-Highway geblieben und hatte mal wieder Pech mit dem Wetter.

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Der wohl bekannteste pakistanische Berg Nanga Parbat (8126 m), auch “Killer Mountain” genannt, versteckte sich hinter Wolken. Später fing es sogar leicht an zu regnen. Ich war seit Tagen das erste Mal wieder unter 1000 Höhenmeter. Zu der Hitze kam jetzt auch noch hohe Luftfeuchtigkeit dazu.

Am nächsten Tag habe ich bei Chillas den Karakorum-Highway für zwei Tage verlassen, um in einem anderem Tal Richtung Süden zu fahren. Diese Route ist schöner, dafür ist die Straße aber ein wenig schlechter. Es geht wieder in die Berge. Nach einem Pass von über 4100 m, liegt der Ort Naran, an dem ich übernachtete. Er liegt auf angenehmen 2800 m und damit Pullover Temperaturen.

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Und das Verlassen des Karakorum Highways hat sich gelohnt. Es war ein toller Tag in den Bergen. Die 120 Km nach Naran bin ich in sechs Stunden gefahren. Bei besten Enduro Verhältnissen, bin ich den Pass von 4100 m, fast nicht hochgekommen. Es wurde am Ende so steil, dass ich nach einer Pause ein bisschen bergrunter fahren musste, wo es flacher war, um neuen Anlauf zu nehmen.

Man merkt schon extrem, dass dem Motor die Luft fehlt. Ich muss genau überlegen, wo ich anhalte. Anfahren am Berg geht nicht. Die Kupplung hat sowieso schon arg gelitten.

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Eine, der unzählbar vielen Brücken

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Eine, der unzählbaren Wasserdurchquerungen

Ich bin in Naran früh angekommen und habe einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort gemacht. Dabei ist mir wieder aufgefallen, dass die Frauen nicht zum Straßenbild dazugehören. Ich habe in den zwei Stunden keine Frauen gesehen!!!

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Naran downtown

Und dann einmal ein Wort über die pakistanischen Lkw-Walhallas, in ihren bunt bemalten, völlig überladenden Kisten. Immer freundlich, immer hupend und winkend. Halte ich einmal an, um eine Pause zu machen, halten sie und fragen: “any problems?”. Ich habe überhaupt keine Angst, wenn ich mal liegen bleibe, hilflos da zu stehen.
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Ich bin jetzt in der Großstadt Rawalpindi. Ich habe den Karakorum-Highway jetzt endgültig verlassen. Verabschiedet hat er sich mit tollen Serpentinen. Ich musste zwischen durch mal anhalten, weil mir nach einer Stunde Kurven ganz schwindelig wurde. Nach Rawalpindi führte dann eine dreispurige Autobahn. Beim geradeaus fahren merkte ich, dass mein Lenkkopflager wohl einen Schaden hat. Kein Wunder. Aber es muss noch bis zum Ende der Reise durchhalten.

Weitere Schäden: Mein hinterer Blinker ist, ohne dass ich es gemerkt habe, samt Halterung und Kabel abgebrochen. Blinker braucht man hier sowieso nicht. Viel wichtiger ist, dass die Hupe laut genug ist.

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liegt jetzt irgendwo auf dem Karakorum-Highway

Es war nicht einfach in Rawalpindi eine Unterkunft zu finden. Jetzt musste ich ein besseres Hotel nehmen, weil es schon langsam dunkel wurde. Jetzt genieße ich die Großstadt mit Pizza und Klimaanlage, aber auch Straßenlärm und zu vielen Menschen.

Kleiner Ausblick:

Ich werde jetzt so schnell wie möglich nach Indien fahren. Morgen werde ich erst einmal nach Lahore fahren. In Indien muss ich einige wichtige Endscheidungen treffen. Ich habe da so eine Idee. Es bleibt spannend.

Gruß
STEPHAN
Rawalpindi/Pakistan

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Dienstag, 16. August 2011

10417 Km - Gilgit/PAK

Wir müssen einiges aufarbeiten. Mein Blog wurde in China zensiert, in Pakistan war mein erster Übernachtungsort von der Hauptstromversorgung abgeschnitten und in der nächsten Unterkunft hatte ich nur Modem-Geschwindigkeit.

Nach gut einer Woche habe ich endlich wieder einen ordentlichen Internet-Anschluss.

Hier erst einmal die fehlenden Bilder von China.

Die Ausreise aus China war langwierig. Die Grenzer haben die Macht und das haben sie mich auch spüren lassen. 4 Stunden für einen Ausreisestempel. Schon der Hammer wie man dort gedemütigt wird. Aber immer schön Lächeln und Geduld beweisen. Die Gedanken sind aber frei.

Die chinesische Grenzkontrolle liegt 130 Km vor der eigentlichen Grenze. Das hieß, ich musste mich bis zur Grenze einem Konvoi anschließen. Aber daran habe ich mich natürlich nicht gehalten. Ich hatte ja meinen Ausreisestempel.

Es ging so langsam auf den 4655 m hohen Khunjerab-Pass. Der Karakorum-Highway in China haute mich nicht so vom Hocker. Oben schneite es bei 3° Grad. Der Pass lag in Wolken und die Sicht war gleich null.

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noch ein paar Meter in China

Die Straße in Pakistan wurde mit dem Grenzstein sofort schlecht. Ich konnte nichts sehen, ich fror und die Straße wurde noch schlechter. Ich würde sagen, es war eine schlechte Naturstraße, aber trotzdem quälen sich Busse und LKW´s hier hoch.

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und hier fängt Pakistan an

Endlich, bei so 3800 m,  unterhalb der Wolken, konnte man erahnen, in welch beeindruckender und wilder Landschaft ich mich befand. Ich dachte mir immer wieder, wer wohl auf die Idee kommt, hier eine Straße zu bauen. Es scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein, denn der wilde Fluss zerstört immer wieder alle Bemühungen.

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Je tiefer ich kam und damit weiter weg von den Wolken, desto gewaltiger wurde die Landschaft. Ich fühlte mich auf meinem kleinem Motorrad richtig eingeschüchtert.

Leider habe ich nur sehr wenige gute Fotos davon, denn mir war nass und kalt. Und ich habe festgestellt, dass es nicht einfach ist, gegen einen weißen und hellen Himmel gute Bilder von Landschaften zu machen. Darum gibt es auch nur wenige gute Fotos davon.

Die Einreise-Formalitäten wurden im nächsten Ort auf pakistanischer Seite gemacht. Hier konnte ich wieder, wie gewohnt, professionell und schnell einreisen. In diesem Ort übernachtete ich auch. Dieser Ort war von der Außenwelt abgeschnitten, kein Strom, kein Telefon. Denn das Hauptverbindungskabel war gerissen.

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Sost, der Grenzort

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Frühstück auf der Terrasse mit einmaligen Blick

Am nächsten Tag schien die Sonne und ich konnte die tolle Natur genießen. Mir fehlen die Worte, dies alles zu beschreiben, aber es ist das Beste, was ich bis jetzt an Naturgewalten gesehen habe.

Gewaltige Berge, die Siebentausender schneebedeckt, steile Abhänge, an jeder Kurve eine andere Aussicht. Ich glaube, dies ist alles nur sehr schwer zu toppen.

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Gletscher fast bis ins Tal

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ein Siebentausender

Der  gewissenhafte Blogleser weiß jetzt, was für ein Hindernis auf mich zukommt. Bei “der Plan/die Route” (s. rechts) habe ich schon geschrieben, dass im Januar 2010 ein riesiger Erdrutsch den Fluss zu einem See aufgestaut hat und die Straße über 20 Km unter Wasser steht.

Ich wusste, dass dort jetzt ein Fährbetrieb eingerichtet worden ist, aber wie genau das funktionierte wusste ich nicht. Es war aber alles nicht so schlimm. Die Boote sind kleine Kaschunken, die alles transportieren, was oberhalb des neuen Sees gebraucht wird. Vielleicht auch mal ein neues Kabel für das kleine Grenzdorf.

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Um nicht leer wieder zurückzufahren, werden gerne Passagiere mitgenommen. Ich handelte mit dem Kapitän den Preis (ca. 9 Euro für mich und das Motorrad) aus und schon wurde das Motorrad ganz unkonventionell mit Hilfe eines Balken auf das Boot gebracht. Das Motorrad lag auf dem Bug des Bootes.

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alle Ein- und Aussteigende mussten über das Motorrad rübersteigen

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Technik, die begeistert
 
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der Kapitän

Ich habe die Bootsfahrt echt genossen. Nach guten 1 1/2 Stunden kamen wir zu der Stelle, an dem sich ein Teil des Berges gelöst hat und in das Tal gerutscht ist. Auf dem Bild (unten) sieht es alles so klein und niedlich aus, aber ich kann euch sagen, dass ist alles andere als eine Kleinigkeit.

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der Erdrutsch
 
Für die Menschen hier ist es eine Katastrophe. Nicht nur für die oberhalb des Sees, die von allen abgeschnitten sind, sondern auch unterhalb. Denn keiner kann sagen ob und wie lange der Damm hält. Würde er brechen, werden die Dörfer unterhalb über viele Kilometer überschwemmt. Eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes.

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Das Ausladen ging genauso schnell, wie das Einladen. Viele helfende Hände stabilisierten mich und das Motorrad auf dem Balken. Und dann kam der Hammer. Ich musste das Geröllfeld überqueren. Der eine Kilometer hat ca. eine Stunde gedauert.

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fast schief gegangen

Die Steine waren nicht das Problem. Aber dieser ca. 10 cm tiefe ganz feine Sand, fast wie Zementstaub (der Enduro-Fachmann sagt dazu: Fesch-Fesch), war so schmierig und unfahrbar, dass es mir fast unmöglich war, dies Hindernis zu bewältigen. Es ging erst sehr steil bergauf und dann steil bergab. Ich habe mich dabei zweimal hingelegt. Einmal wurde mein Fuß, zum Glück der nicht operierte, unter dem Koffer eingeklemmt. Ich musste mit aller Kraft das Motorrad im Liegen anheben.

Ich hätte mir fast einen Trecker organisiert, der mich aus dem Schlamassel befreit. Diese großen Trecker sind die einzigen, die dieses Hindernis überwinden können.

Mit letzter Kraft und Ausdauer und unter Missachtung aller Materialschonung, vor allem die Kupplung hat gelitten, habe ich es geschafft: Das war bisher mit Abstand das schwierigste Teilstück, dass ich in meiner Enduro Karriere gefahren bin.

Die Einheimischen sagten mir nachher, dass wenn es regnet, niemand dieses Geröllfeld überqueren kann. Auch die Trecker nicht mehr. Es wird dann solange gewartet, bis es wieder trocken ist.

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das Geröllfeld des Grauens

An diesem Tag bin ich auch nur 85 Km gefahren. Mein Ziel Gilgit konnte ich vergessen. Zu lange hat die Bootsfahrt und die Bewältigung des Geröllfeldes gedauert.

Ich habe mir dann mal wieder ein gutes Hotel unterwegs gegönnt. Der feine Staub saß in allen Ritzen. In den Koffern und im wasserdichten Gepäcksack konnte ich haufenweise Staub finden. Selbst auf meinem Bildschirm vom Netbook habe ich diesen Staub gefunden und der ist nun wirklich sehr gut verpackt. Das Motorrad sieht auch dementsprechend aus. Ich habe mich mit voller Motorradbekleidung unter die Dusche gestellt, anders hätte ich sie nicht mehr staubfrei bekommen.

Das Hotel hießt “Eagles Nest”. Und so ist es auch. Hoch oben, 400 m über dem Tal, an einem Hang gebaut, genoss ich die Aussicht und erholte mich von den Strapazen.

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Blick von meiner Terasse

Ich bin nun schon das zweite Mal in Pakistan, ich hatte aber vergessen, wie nett und aufgeschlossen die Pakistani sind.

Zu den Straßen hier nur soviel. Die letzten drei Tage und 300 Km hatte ich keinen Asphalt und war nicht einmal im fünften Gang. Den vierten Gang habe ich ganz selten gebraucht.

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die Pfütze ist mindestens 2 m tief

In Gilgit bleibe ich mindestens einen Tag, um dann den Karakorum-Highway für zwei Tage zu verlassen. Ich werde 170 Km in ein Seitental fahren. Dort stehen dann die Achttausender.

Außerdem muss ich hier in Gilgit meine Sachen waschen und einige Sachen am Motorrad reparieren. Die letzten Tage sind ganz schön aufs Material gegangen. Aber keine Angst, es ist noch alles dran.

Dieser Blog ist ein wenig ausführlicher, aber ich hoffe nicht langweilig.

Gruß
STEPHAN
Gilgit/Pakistan

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besser ist das, nach unliebsamen Begegnungen